• Junge Frau in traditioneller Kleidung auf Ua Pou

  • Musiker auf Fatu Hiva

  • Kinder auf Fatu Hiva

  • Einheimische auf Hiva Oa

  • Kleines Mädchen mit frischer Kokosnuss auf Nuku Hiva

  • Tänzer auf Nuku Hiva

Bevölkerung & Religion in Französisch Polynesien

Die ersten europäischen Seefahrer, die im 18. Jahrhundert die polynesischen Inseln entdeckten, waren entzückt von der Schönheit der Inseln, der Schönheit der Insulanerinnen und von der Gastfreundschaft, die Ihnen bei Ankunft entgegen gebracht wurde. Mit Tänzen, Gesang, Trommeln und Anrufungen besänftigten die Bewohner die Inselgötter und dankten ihnen für den Überfluss, den ihnen die Natur schenkte.

Zu Ehren der freundlichen Bewohner und ihrer Gastfreundschaft taufte der Seefahrer Antoine de Bougainville Tahiti als das „Neue Cythera“ (Nouvelle-Cythère)– die Insel der Liebe.

Einwohner in Französisch Polynesien

In Französisch Polynesien leben heute ca. 283.000 Menschen (Stand 2017). Knapp 70% lebt auf Tahiti und davon 75% in der Hauptstadt Papeete sowie in den Vororten. Verteilt nach Inselgruppen leben über 85% auf den Gesellschaftsinseln, gut 6% auf den Tuamotu-Inseln, etwas mehr als 4% auf den Marquesas, knapp 2,5% auf den Austral-Inseln und weniger als 1% auf den Gambier-Inseln.

Auf fast allen Inseln lebt die Mehrzahl der Bevölkerung an der Küste. Das wilde, gebirgige Inland ist nahezu unbewohnt. Dies war jedoch nicht immer so: Durch archäologische Funde weiß man, dass hier früher Menschen gewohnt haben. Nur auf den Marquesas leben die Menschen mehrheitlich in den Tälern, was darauf zurück zu führen ist, dass sie an der Küste, zu Zeiten der Rivalitäten mit den benachbarten Stämmen, verletzlicher waren als im Inland.

Bevölkerungsgruppen

Polynesier (Ma‘ohi) machen etwa 78% der Gesamtbevölkerung Französisch Polynesiens aus. Sie sind in verschiedenen Volksgruppen organisiert. 12% der Bevölkerung sind Chinesen, die gegen Ende des 19. Jahrhunderts einwanderten und vor allem in der Wirtschaft bedeutend sind. Ehemals eingewanderte französische Siedler bilden 6% der Bevölkerung und 4% sind Franzosen, die nicht in Französisch Polynesien geboren und erst später hinzugezogen sind. Ein Teil der Bevölkerung ist gemischter ethnischer Herkunft.

Die Bedeutung der Familie in Französisch Polynesien

Die Familie ist in Französisch Polynesien extrem wichtig und nahezu heilig: Durch den Zusammenhalt trägt sie letztendlich das ganze Land. In den Großfamilien werden Kinder von Verwandten großgezogen und betreut, es gibt für die Familienmitglieder keinen Unterschied zwischen „eigenen“ Kindern und von den anderen Familienmitgliedern adoptierten Kindern (Faamu), alle sind verwandt und ebenbürtig.

Heutzutage fliegen die Kinder, wenn sie erwachsen sind, zwar öfter aus als früher, anstatt zahlreiche Kinder zu bekommen, jedoch ist der Zusammenhalt z. B. bei einer ungeplanten Schwangerschaft wieder da und dies wird keineswegs als Hindernis gesehen sondern als Segen: Das Kind wird eben von der Schwester, der Tante oder einem sonstigen Verwandten großgezogen mit den eigenen Kindern.

Wenn sich Leute zum ersten Mal treffen, ist die Frage nach der Familie sehr wichtig und oft wird innerhalb kürzester Zeit ein gemeinsamer Verwandter gefunden. Hierdurch besteht eine Verbindung und die „Cousins“ sind sofort Freunde.

„Mahu“ – Als Männer geborene Frauen

In Französisch Polynesien werden Sie einige Frauen entdecken, die eigentlich keine Frau sind: die Mahu. Vor allem in Hotels und Restaurants im Service sind Mahu oft anzutreffen. Ein Mahu ist ein als Sohn Geborener, der als Tochter aufwächst. Zu früheren Zeiten bestimmten die Eltern einen ihrer Söhne als Tochter, um im Haushalt zu helfen und die weibliche Rolle zu übernehmen. Dieser Sohn wuchs als Mädchen auf, kleidete sich als Mädchen und lebt als Erwachsener ebenfalls als Frau statt als Mann.

Heutzutage ist die Wahl, als Mahu aufzuwachsen, meist von den Mahu selbst getroffen – wenn sie merken, dass sie eigentlich gar kein Junge sind/sein wollen sondern ein Mädchen. Dies wird von den Eltern unterstützt, da es hier gängig ist und keineswegs seltsam.

Religion

Für „Religion“ gibt es in den polynesischen Sprachen kein eigenes Wort: In der Weltsicht der Polynesier gab es die Trennung zwischen einer diesseitigen und einer jenseitigen Welt nicht. Sie hatten eine animistische Weltsicht von der (göttlichen) Beseeltheit der Natur und des menschlichen Lebens. Ein lebendiger Bestandteil des täglichen Lebens waren Dämonen, Ahnengeister und Schutzgötter. Die Ahnen wurden z. B. bei jeder wichtigen Entscheidung um ihr Einverständnis gebeten.

Ein weiterer wichtiger Begriff der religiösen Glaubensvorstellungen der Polynesier ist das „Mana“ (Ausführungen weiter unten), das einen sehr spirituellen Charakter hat. Auch „Tapu“ hat eine wichtige Bedeutung in spiritueller Hinsicht, indem bestimmte Orte als verboten (vgl. Tabu) galten, Gegenstände, Personen und Tiere nicht berührt oder angesprochen werden durften, die als Sitz oder Träger einer besonderen Art von Mana gedeutet wurden.

Schon kurz nach den europäischen Forschungsreisen in diesem Gebiet begann eine starke christliche Missionierung in Französisch Polynesien. Heutzutage sind 54% der Insulaner protestantische und 30% römisch-katholische Christen. 10% gehören anderen Konfessionen oder Glaubensgemeinschaften an, 1% sind Zeugen Jehovas und 6% gehören keiner Religionsgemeinschaft an.

Kirchenfeste und Gottesdienste (mit herrlichem Gesang!) gehören nunmehr zum Alltag. Dennoch sind ursprüngliche Glaubenselemente auf vielen Inseln erhalten geblieben, was für die Bewahrung der Kulturen absolut wichtig ist. Hierzu gehört die Verehrung der (mythischen) Vorfahren ebenso wie die Überlieferung von Geistern, Schöpferwesen und mächtigen Kulturheroen. Trotz Christianisierung sind also die alten Götter (bzw. die Elemente, für die sie stehen) und die religiösen Mythen noch ebenso im Denken der Menschen verankert wie das Mana und das Tapu.

Die Kräfte und Mächte des „Mana“

Mana ist für uns Europäer nicht leicht zu beschreiben, da es für so vieles steht:

Kraft, Macht, Einfluss, Reinheit, Weisheit, die Verbindung aller Wesen und so vieles mehr.

In der polynesischen Kultur hat Mana einen starken spirituellen Anteil und wird daher in wesentlichem Maße als spirituelle Macht verstanden. Es drückt eine spirituelle Kraft aus, die sowohl die Götter- und Ahnenwelt durchzieht, als auch unser tägliches Leben: In den Augen der Polynesier ist alles von dieser Kraft durchdrungen. Jedem Stein, jeder Pflanze, jedem Tier und auch jedem Menschen wohnt ihnen zufolge das ihm entsprechende Mana inne.

Ebenso besitzt ein ganzes Waldstück, ein Korallenriff, ein Berg oder eine ganze Insel sein oder ihr spezifisches Mana. So ist jeder einzelne Stein, jeder Mensch oder jeder Bach mit der Welt der Ahnen und Götter verbunden und über diese Beziehung hinaus mit der gesamten diesseitigen wie auch jenseitigen Schöpfung. Wenn Sie nach Französisch Polynesien reisen, werden Sie die Kraft des Mana spüren!

„Marae“ – Heilige Stätten

Die heiligen Stätten der alten Polynesier werden als Marae bezeichnet. Sie sind im Freien aus Stein gebaut und dienten früher für wichtige Zeremonien sowie zur Verehrung der Götter, für Kriegsfeiern und Friedensrituale und für den Aufbruch zu weit entfernten Inseln. Eine Marae war überall mit Mana (hoher spiritueller Kraft) und Tapu (Unantastbarkeit) versehen.

Es war der Brauch, das Mana einer Marae an eine andere weiterzugeben und so wurde aus einer bereits bestehenden Marae ein Eckstein entfernt und beim Bau einer neuen Marae als Grundstein verwendet. Auf diese Weise sind die zahlreichen Marae auf den Inseln Tahitis alle unter einander verbunden.

Die Marae Taputapuatea auf Raiatea ist eine ganz besondere dieser Stätten: Sie ist der Ursprung aller Marae in Polynesien und es wird vermutet, dass die Erkundung und Besiedlung Polynesiens von hier aus stattgefunden hat. Somit liegt das spirituelle Zentrum Französisch Polynesiens hier auf der Insel Raiatea.

Freuen Sie sich auf unvergessliche Begegnungen mit der Polynesischen Bevölkerung und deren Kultur: